Die Farbe Rot im Dialog mit Chopin, Schumann und Bach

Anja von Wins experimentiert in der Mohr-Villa mit Farben und Tönen

Bericht von Wolfgang Pape

Bei der Eröffnung ihrer Ausstellung „Die Farbe ROT – Eine Hommage an das Leben“ am 2. Juni in der Mohr-Villa in München präsentierte die in Moosinning lebende Künstlerin 15 ausdrucksstarke Bilder ihrer 2014 entstandenen Serie. Der mitten im Ausstellungsraum stehende schwarze Konzertflügel bildete einen auffallenden Kontrast zu den überwiegend in Rottönen gehaltenen Bildern und ließ die zahlreichen Besucher bereits beim Eintreten erahnen, dass hier etwas Besonderes auf sie wartete.

Die Laudatio hielt der bekannte Kurator und Kunstkritiker Elmar Zorn, der Anja von Wins gleich einmal in eine Reihe mit großen Künstlern wie Paul Klee, Henri Matisse, Andi Warhol, Max Beckmann, Salvadore Dali und Marc Chagall stellte, die ebenfalls die Farbe Rot hervorgehoben und thematisiert hätten. Für ihn Grund genug „sich der elementaren Kraft dieses mystischen Pigments hinzugeben, wie es Anja von Wins so mutig und unverblümt vorführt“. Die Ausstellung „Die Farbe Rot – Eine Hommage an das Leben“ ist für Elmar Zorn ein klares, durchaus radikales Bekenntnis an das, was Rot bei ihr und bei den Betrachtern ihrer Bilder auslöst. Eine Wirkung übrigens, die durch die in seinen Augen gute und intelligente Aufteilung im Ausstellungsraum und die hervorragende Aufhängung der Bilder unterstrichen werde. Als besonders herausragendes Beispiel wies Elmar Zorn auf ein beeindruckendes Oktychon hin, das mit seinen Ausmaßen von 490×200 cm eine gesamte Wand einnahm.

Als die von der Laudatio überwältigte Künstlerin dann glücklich und etwas atemlos den Dialog der Bilder mit der Musik als Experiment ankündigte und die Konzertpianistin Heike-Angela Moser an den Flügel bat, herrschte angespannte Stille im Raum. Frau Moser nahm sich Zeit, die Bilder auf sich wirken zu lassen und bot dann mit ihrem virtuosen Spiel eine stark emotional geprägte Interpretation von Stücken F. Chopins, R. Schumanns und J.S. Bachs.

Es war für alle Anwesenden zu sehen, zu hören und zu spüren, dass dies weit über die übliche musikalische Begleitung einer Vernissage hinausging. Sie durften eine intensive Auseinandersetzung und einen synästhetischen Dialog zwischen zwei begabten und engagierten Künstlerinnen erleben. Dabei ergänzten Bild und Klang einander nicht nur, sondern eröffneten im Zusammenspiel eine neue Wahrnehmungsebene, die die Zuhörenden und gleichzeitig Betrachtenden unwiderstehlich auf eine sehr emotionale Weise in den Bann zog.

Es versteht sich, dass nach diesem intensiven Erlebnis der Drang besonders groß war, sich angeregt mit anderen Besuchern auszutauschen. Bei erlesenem Wein und leckerem Gebäck vom französischen Bäcker fiel es den meisten Gästen nicht leicht, sich gegen Ende der Vernissage aus den stilvollen Räumen zu verabschieden und den Abend beim gegenüberliegenden Italiener ausklingen zu lassen.

Eine sehr gelungene Veranstaltung, die Lust macht, mehr von Anja von Wins zu sehen und von Heike-Angela Moser zu hören!

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